Pollage-Identifikation (PLI) bei arrettierter Motorwelle: Hinweise zur Anwendung der 'PLI im Stillstand'

Frage:
i950, i700: Worauf ist bei der Verwendung der 'PLI im Stillstand' zu achten?

Antwort:
Der Pollage-Identifikations-Modus 'PLI im Stillstand' ermöglicht die Identifizierung der Pollage bei permanent-erregten Synchronmotoren (SM, PSM), deren Motorwelle arretttiert ist.
Im Unterschied zu den anderen PLI-Modi ist für die 'PLI im Stillstand' eine blockierte Motorwelle erforderlich - die Motorwelle sollte sich möglichst nicht bewegen. 
Es gibt jedoch auch Motor-Typen und Motor-Ausführungen für die das Identifikationsverfahren nicht verwendet werden kann.
 
Lenze empfiehlt daher folgende Vorgehenswiese, um herauszufinden, ob die 'PLI im Stillstand' für den vorhandenen Synchronmotor-Typ anwendbar ist:
  1. Zunächst eine Referenzmessung mit dem Modus 'PLI-360°' am lastfreien Motor und frei drehbarer Motorwelle durchführen.
    Die Identifizierung der Pollage per PLI-360° ist bei allen Motorausführungen möglich, ggf. mit Anpassungen der PLI-Parameter.

  2. Anschließend mehrfach die 'PPI im Stillstand' am Motor mit arrettierter (blockierter) Motorwelle ausführen und die identifizierten Pollage-Werte mit dem Referenzwert vergleichen.
    Treten relativ große Abweichungen (>> 15°) zur Referenzwert auf, sind weitere Messschritte erforderlich.

  3. Die 'PPI im Stillstand' dann mehrfach bei unterschiedlichen elektrischen Winkelpositionen im Bereich von 0...180° ausführen.
    Dazu die Motorwelle jeweils mechanisch verdrehen und wieder blockieren. Siehe Tipp.
    Die Streuung der Abweichungen zum Referenzwert sollte bei unterschiedlichen elektrischen Winkelpositionen ähnlich groß sein.
    Die PLI im Stillstand ist dann nutzbar. 

  4. Ergeben sich deutlich unterschiedliche Streuungen der Werte, dann könnte die Ursache dafür sein, dass mit dem Messverfahren der magnetische "Arbeitspunkt" des Synchronmotors nicht getroffen wird.
    In diesem Fall gibt es bei den Servo-Invertern i700 und i950 die Möglichkeit die Stromamplitude der Messimpulse zu vergrößern, um so den magnetischen Arbeitspunkt des Motors optimal zu treffen.
    Ergeben sich mit der erhöhten Stromamplitude gleich große Streuungen der Abweichungen zum Referenzwert bei unterschiedlichen elektrischen Winkelpositionen, dann ist die 'PLI im Stillstand' anwendbar.
    Differieren die Streuungen jedoch weiterhin deutlich, dann ist davon auszugehen, dass die 'PLI im Stillstand' nicht für den vorliegenden Synchronmotor genutzt werden kann.

Tipp:
Zusammenhang zwischen dem elektrischen und dem mechanischen Drehwinkel:

  • (Mechanischer Drehwinkel)  =  (Elektrischer Drehwinkel) / Polpaarzahl

Beispiel: Synchronmotor (6-polig / Polpaarzahl = 3):

  • 0° bis 180° elektrisch entprechen einer mechanischen Drehung der Motorwelle um 60° = (180°/ 3) 

 


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