Fehlerstrom-Schutzschalter (RCD, FI) allstromsensitiv, Typ B oder Typ B+ beim Betrieb von Antriebsreglern, Ableitstrom

Frage:
Warum lösen allstromsensitive Fehlerstrom-Schutzschalter (RCD) vom Typ B und Typ B+ beim Betrieb mit Antriebsreglern unterschiedlich schnell aus ?

Antwort:
In bestimmten Anwendungsfällen ist durch Normen und Richtlinien eine Fehlerstrom-Schutzeinrichtung vorgeschrieben. In Verbindung mit Antriebsreglern kommen in der Praxis nur allstromsensitive Fehlerstrom-Schutzschalter (RCD) vom Typ B oder Typ B+ zum Einsatz. Allstromsensitive RCDs sind vorgeschrieben, wenn auch Gleichstrom-Fehlerströme auftreten können. RCBs vom Typ A reagieren nur auf Wechsel- und Pulsstromanteile, daher sind diese nach den gültigen Normen und Richtlinien für Antriebsregler mit 3-phasiger Netzeinspeisung nicht ausreichend. Die jeweils maßgeblichen Normen und Richtlinien können von Land zu Land unterschiedlich sein.

Allstromsensitive RCDs, die auf Wechsel-, Puls- und Gleich-Fehlerströme reagieren, werden als Typ B gekennzeichnet. Neuerdings gibt es auch RCDs vom Typ B+.
Beide Typen unterscheiden sich nur durch ihre Auslösecharakteristik bei höher-frequenten Fehlerstömen, siehe anhängende Diagramme der Frequenzgänge:
  • RCD Typ B ist bei höher-frequenten Fehlerströmen unempfindlicher ausgeführt. Die Auslöseschwelle für höhere Frequenzen liegt wesentlich oberhalb des Bemessungsstromes des RCDs. Bei Antriebsreglern treten betriebsmäßig höher-frequente Fehlerströme (Ableitströme) auf, die somit nicht so schnell die Auslöseschwelle erreichen.
    RCDs vom Typ B sind ausreichend, um die Anforderungen beim Betrieb von Betriebsmitteln, die einen Gleichanteil im Fehlerstrom bewirken können, zu erfüllen.
  • Bei RCD Typ B+ liegt die Auslöseschwelle auch im oberen Frequenzbereich nur in Höhe des Bemessungstromes des RCDs.
    Mit Typ B+ soll ein gehobener vorbeugender Brandschutz erreicht werden. Auf der anderen Seite reagiert Typ B+ beim Betrieb von Antriebsreglern empfindlicher und löst vergleichsweise früher aus. 
    Lenze-Antriebregler sind daher zusammen mit RCDs Typ B+ zumeist nicht betreibbar.
  • Zur Klarstellung: Typ B+ ist nicht als Nachfolger von Typ B zu betrachten. Laut Normen stehen beide RCD Typen (B und B+) für Anwendungen zur Verfügung. 
    Die Verwendung von RCDs Typ B+ kann allenfalls durch spezielle Brandschutz-Vorschriften für besonders Brand-gefährdete Bereiche vorgeschrieben sein.  

Normen, Stand 2019:  EN 60947-2; VDE 0664-400:2012-05; VDE 0664-401:2012-05

Wichtig für die Dimensionierung:
Zur Vermeidung von Fehlauslösungen des RCDs sollte eine ausreichende Sicherheitsreserve vorhanden sein. Es ist daher zu empfehlen, den Auslöse- bzw. den Bemessungsstrom des RCD auf das Dreifache der betriebsmäßig bei Antriebsreglern auftretenden Ableitströme auszulegen. Oder umgekehrt, der auftretende Ableitstrom sollte nur 1/3 des RCD-Bemessungsstromes betragen. Laut Norm dürfen RCDs schon ab 50% des Bemessungstromes auslösen; ein 300 mA RCD kann also schon ab 150 mA ansprechen.

Weitere Informationen und Messwerte:

  • Ableitstrom, Auswirkungen auf die Verwendung eines Fehlerstromschutzschalters FI bei 9400 - siehe Beitrag Dok-ID 200607328
  • Ableitstrom der Umrichter 8400 (0,25..22,0 kW) BaseLine, StateLine, HighLine - siehe Beitrag Dok-ID 200800787
  • Ableitstrom beim 8200 motec M4 - siehe Beitrag Dok-ID 200500624
  • Fehlerstrom-Schutzschalter (RCD) und elektrische Antriebsregler - Leitfaden des ZVEI - siehe Beitrag Dok-ID 201005459 (nur in deutscher Sprache)


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