Frage:
Ist es möglich zwei Motoren parallel an einem 8400 StateLine in Betriebsart SLVC (Sensorlose Vektorregelung) bzw. U/f + Geber zu betreiben und welche Motorparameter müssen dafür eingegeben werden?
Antwort:
Der Betrieb zweier Asynchronmotoren an einem 8400 StateLine in Betriebsart SLVC (C0006/0 = 4) bzw. U/f linear + Geber (C0006/0 = 7) ist bei entsprechender Auslegung und unter Berücksichtigung folgender Hinweise möglich:
- Es können nur identische Asynchron-Motoren verwendet werden.
- Falls Getriebe eingesetzt werden, muss deren Übersetzung ebenfalls identisch sein.
- Beide Motoren müssen kraftschlüssig miteinander gekoppelt sein.
- Beide parallel angeschlossenen Motoren werden vom Antriebsregler als ein Summenmotor erfasst.
- Es wird nur ein Rückführsystem am Antriebsregler angeschlossen (betrifft U/f + Geber).
- Temperaturschalter können in Reihe geschaltet werden.
- PTC's können prinzipiell ebenfalls in Reihe geschaltet werden, allerdings ist aufgrund der Addition der Widerstandswerte mit einem geringfügig früheren Auslösen der Motortemperaturüberwachung zu rechnen. Alternativ ist für den zweiten Motor eine externe thermische überwachung zu realisieren.
Bei der Parametrierung wird folgende Vorgehensweise empfohlen:
Auswahl eines Motors (z.B. aus Motorkatalog im Engineer) mit einer Gesamtleistung, die der Summenleistung beider Motoren entspricht, damit die entsprechenden Standardeinstellungen für die Regelparameter (Drehzahlregler bei SLVC) geladen werden.
Anschließend sind folgende Werte abweichend von den Typenschilddaten eines Motors einzugeben:
- C0081 - Motorbemesungsleistung: Wert verdoppeln
- C0088 - Motorbemessungsstrom: Wert verdoppeln
- C0022 - Maximalstrom: entsprechend den Erfordernissen anpassen (verdoppeln)
Folgende Werte sind vom Typenschild eines Motors einzugeben und verändern sich nicht durch den Parallelbetrieb:
- C0087 - Motorbemessungsdrehzahl
- C0089 - Motorbemessungsfrequenz
- C0090 - Motorbemessungsspannung
- C0091 - cos phi des Motors
Durchführen des Motoridentifizierungslaufs. Bei Betrieb in SLVC ist diese erforderlich. Bei Betrieb in U/f mit Geber dient sie der Verbesserung der Rundlaufeigenschaften, ist allerdings nicht zwingend erforderlich.
Falls der Motoridentifizierungslauf nicht durchgeführt werden kann sind gegenüber den Daten des einzelnen Motors folgende Änderungen durchzuführen:
- C0082 - Motorrotorwiderstand: Wert halbieren
- C0084 - Motorständerwiderstand: Wert halbieren
- C0085 - Motorstatorstreuinduktivität: Wert halbieren
- C0092 - Motorhauptfeldinduktivität: Wert halbieren
- C0095 - Motormagnetisierungsstrom: Wert verdoppeln
Im Anschluss an die Parametrierung ist eine Kontrolle und evtl. eine Optimierung der Reglereinstellungen sinnvoll.
Da die Vorgehensweise vergleichbar ist zur Optimierung von Einzelantrieben, sind die einzelnen Parameter hier nicht aufgeführt. Weitere Informationen können z.B. der Dokumentation entnommen werden.
Da die beiden parallel betriebenen Motoren als ein Summenmotor erfasst werden, ergeben sich folgende Änderungen bei der Anzeige der Drehmoments:
- C0057 - Motormaximaldrehmoment: Wert ist weiterhin abhängig von C0022; Verdoppelung von C0022 führt zu Verdopplung von C0057
- C0097 - Motorbemessungsdrehmoment: Wert verdoppelt sich
Leerlauf:
Im Leerlauf sind beim Parallelbetrieb zweier Asynchronmotoren, auch ohne kraftschlüssige Kopplung, keine Probleme mit dem Motor ohne Rückführung zu erwarten.
Synchronmotoren:
Der Parallelbetrieb zweier Synchronmotoren an einem 8400 StateLine ist nicht möglich.
