Frage:
Ist die Motoridentifikation (ID-run, d.h. C0148 = 1) im 9300 vector bei betriebswarmen oder 'kalten' Motor durchzuführen?
Welchen Einfluss hat die Motortemperatur auf die ermittelten Motorwiderstandswerte?
Antwort:
Ein ID-run bei 'kalten' Motor ermittelt einen niedrigeren Ständerwiderstand (Rs = C0084) als ein ID-run bei betriebswarmen Motor. Da der Einfluss des Ständerwiderstandes insbesondere bei niedrigen Ausgangsfrequenzen (f < 10 Hz) wichtig ist, führt ein zu niedriges Rs zu einen verringerten Losbrechdrehmoment. Andererseits kann ein zu hohes Rs zu Instabilität der Vektorregelung führen.
Aufgrund der Stabilitätskriterien sollte daher der ID-run bei 'kaltem' Motor erfolgen.
I.d.R. ist eine manuelle Anpassung des Ständerwiderstandes nicht erforderlich. In einzelnen Fällen (speziell bei großem Losbrechmoment) kann durch Erhöhen des Widerstandswertes um ca. 10 - 15 % eine Erhöhung des Startdrehmomentes erzielt werden (Hinweis: Gleichzeitig erhöht sich die Leerlaufstromaufnahme des Motors!).
Der Rotorwiderstand (C0082) wird aus den Typenschilddaten berechnet, daher hat die Motortemperatur beim ID-run keinen Einfluss auf Rr.
Bei der Ermittlung des Wechselrichterübertragungsfehlers wird der gemessene Ständerwiderstand Rs herangezogen. Aus diesem Grund beeinflusst die Motortemperatur auch die Wechselrichterkompensationskennlinie (WRK = C1751/x bzw. C1755). Beim späteren Betrieb hat die Motortemperatur keinen bedeutsamen Einfluss auf das Antriebsverhalten.
Die Erwärmung der Maschine bei Betrieb ohne Temperaturrückführung wird vom 9300EV nicht im Motormodell berücksichtigt.
Bei Maschinen mit Temperatursensor KTY werden - vorausgesetzt die Temperaturrückführung ist vor der Motoridentifikation aktiviert worden (C0594 = 0 'SD6-Trip') - die Widerstandswerte auf 20 °C umgerechnet und die Erwärmung bei Betrieb online im Motormodell berücksichtigt.