Möglicher Anstieg der DC-Spannung über 800V bei i950 Antrieben bis 4kW am 480V-Netz

Frage:

Wann kann es zum Anstieg der Zwischenkreisspannung auf unerwartet hohe Werte kommen?



Antwort:

Betroffen können Anlageninstallationen sein, bei denen Geräte verbaut sind die kaum Grundlast im gesperrten Zustand im Zwischenkreis aufweisen und an normativ nicht konformen AC-Netzen betrieben werden.

 

Geräte, die im gesperrten Zustand, also ohne den Betrieb des motorseitigen Wechselrichters kaum Last am Zwischenkreis haben, erkennen Sie am Bestellcode (z.B. i950AExxxF) auf dem Typenschild. Das F im Bestellcode besagt, dass es um ein für den Bemessungsspannungsbereich von 400/480V vorgesehenes Gerät handelt.

Bezogen auf die Gerätereihe i950 sind das Singleachsgeräte mit einer Leistung ≤ 4kW die den folgenden Bestellcode haben: i95AE155F; i95AE175F; i95AE222F; i95AE240F. 

Diese Geräte verfügt über kein internes Schaltnetzteil, das aus dem Zwischenkreis versorgt wird und somit keine Grundlast vorhanden ist.

Wird ein solches Gerät ohne Bremswiderstand an einer AC-Netzversorgung betrieben, die durch externe Verbraucher mit Verzerrungen beaufschlagt ist, so bewirken die in den i950-Geräten vorhandenen Y-C‘s (Kondensatoren vom Zwischenkreis zu PE) in Verbindung mit vorgeschalteten Filtern oder Netzdrosseln einen Spannungsanstieg im Zwischenkreis über das erwartete Maß hinaus.

Besonders auffällig ist der Effekt an AC-Netzen mit hoher Bemessungsspannung. An AC-Netzen mit einer Bemessungsspannung von 480V kann unter Berücksichtigung der üblichen 10% Spannungstoleranz ein max. Wert von 528VRMS erreicht werden. Durch gleichzeitig vorhandene Verzerrungen der Netzspannung kommt es durch die vorhanden Blind-Komponenten (Y-C‘s in den Geräten, Drossel- oder Filterkomponenten vor dem Gerät) zu einem Aufpumpen des Zwischenkreises über den erwarteten Scheitelwert von 750V hinaus. Dieses Aufpumpen des Zwischenkreises erfolgt aufgrund der geringen Kapazität der Y-C‘s sehr langsam (Dauer bis zu einigen Minuten). 

 

Beobachtet werden kann dieses Aufpumpen unter dem Index 0x6079:000 eines der am Zwischenkreis angeschlossenen Geräte. Theoretisch möglich ist ein Anstieg der ZK-Spannung auf bis zu 800V. Ein Geräteausfall aufgrund dieses Effektes ist nicht zu erwarten.


Abstellmaßnahmen

Welche Maßnahmen können getroffen werden, um dies Zwischenkreisspannungs-überhöhung zu beseitigen/minimieren?

 

Abhängig von den Möglichkeiten in einer betroffenen Anlage gibt es verschiedene Abstellmaßnahmen:

 

Maßnahme 1:

Schaffung eines den normativen Anforderungen entsprechenden Netzes.

 

Maßnahme 2:

Häufig ist es ausreichend die in allen Geräten vorhandenen Y-C‘s zu deaktivieren.

Deaktivieren Sie in allen Geräten, die an den gemeinsamen Zwischenkreis angeschlossen sind, die vorhandenen Y-C‘s. Wie das gemacht wird, können Sie der Doku des betroffenen Gerätes entnehmen. Bei hier im Beispiel genannten i950 erfolgt die Deaktivierung durch das Lösen beider IT-Netzschrauben im Gerät.

Nachteilig ist bei diesem Ansatz, dass damit eine Aussage zur leitungsgebundenen Störaussendung sich nicht mehr auf den allgemein von Lenze gemachten Messungen abstützt.

 

Maßnahme 3:

Verwendung des geräteinternen Bremschoppers in Verbindung mit einem Bremswiderstand. Der Bremschopper begrenzt den spannungsanstieg durch kurzzeitiges choppern auf die parametrierte Bremsschopperschwelle. Die Energie, die zu diesem sehr langsamen Anstieg der Zwischenkreisspannung führt, ist sehr gering. Es reicht eine Grundlast von 10W/Gerät am Zwischenkreis aus, um den Anstieg zu begrenzen. Diese Leistung muss durch den am Bremschopperausgang eines der am Zwischenkreis vorhandenem i950 zu installierender Widerstand in Wärme umsetzen können.   

Installieren Sie den Bremswiderstand entsprechend den Vorgaben aus der i950 Produktdokumentation.

 



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